Die Suche nach möglichen Fußballstars beginnt immer früher. Selbst 9-jährige Talente werden bereits von Spitzenclubs wie Manchester United für ihre Nachwuchsschmieden gejagt und von Eltern und Beratern gezielt vermarktet.
Oft hört man nach der Schlagzeile vom „nächsten Wayne Rooney“ nichts mehr von den vermeintlichen Wunderkindern. Generell steht die Berichterstattung über Nachwuchsteams nicht groß im Fokus, so erfährt die breite Öffentlichkeit von Spielern wie Alexander Merkel erst, wenn sie in der ersten Mannschaft für Furore sorgen, wie der Ex-Stuttgarter derzeit beim AC Milan.
Langzeitbeobachtung von Hertha-Talenten
Hochinteressant ist daher ein Reportageprojekt der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, die seit dem vorigen Jahr zwei damals 13-jährige Nachwuchsspieler von Hertha BSC in einer Langzeitbeobachtung begleitet.
Die Reihe gibt spannende Einblicke in die Jugendarbeit, wo Unternehmen wie Adidas bereits bei 13-jährigen versuchen, Talente mit Ausrüsterverträgen an sich zu binden. Eine wichtige Rolle spielen auch dort schon die Spielerberater – einer der beiden Protagonisten, Bilal Kamarieh, wird von Michael Becker betreut, der auch Michael Ballack berät.
Im Fall von Bilal Kamarieh sorgt der Ausrüsterdeal für Spannungen mit dem Trainer Bigalke, denn Teamsponsor von Hertha ist Nike. „Wenn du mit Adidas spielen willst, dann spielst du nicht“, sagt Bigalke, „wir lassen es nicht zu, dass ein Dreizehnjähriger die Arbeit von Hertha BSC konterkariert.“ Doch Bigalke verliert seinen Posten (allerdings nicht wegen diesem Streit), Bilal behält seinen Adidas-Vertrag.
„Mit 15 oder 16 Jahren ist es mittlerweile oft schon zu spät“
Vereine, Berater und eben auch Ausrüster – alle wollen die Talente so früh wie möglich an sich binden. „Mit 15 oder 16 Jahren ist es mittlerweile oft schon zu spät“, sagt Bilal-Berater Becker.
Bilal Kamarieh hat es im ersten Jahr des Projekts schon zum Kapitän der deutschen U-15-Nationalelf gebracht, jetzt werben andere Klubs wie Werder Bremen um ihn. Die Entwicklung von Fritz Engel verläuft nicht ganz so spektakulär.
Über sechs Jahre will die „FAZ“ die beiden begleiten – man darf gespannt sein, wo und wie sie dann spielen. Denn wie schwer vorhersehbar die Wege junger Fußballtalente sind, lässt sich am Beispiel Hertha BSC gerade wieder sehr gut beobachten.
Beim Weg zurück in die Bundesliga setzt Hertha-Trainer Babbel mit Erfolg auf die Jugend wie lange nicht. Spieler wie Sebastian Neumann und Fanol Perdedaj haben sich ihren Platz in der Mannschaft erobert, Nico Schulz soll so schon das Interesse von Bayer Leverkusen geweckt haben und der von der Werkself gekommene Shootingstar Pierre-Michel Lasogga steht vor dem Sprung in die U-21. Vor der Saison hatte diese Spieler kaum jemand auf der Rechnung.
Doch erstaunlich ist dabei, dass die neuen Hoffnungsträger ausgerechnet die bisherigen Nachwuchstalente verdrängen. Radjabali-Fardi wurde an Alemannia Aaachen verliehen, die noch in der letzten Bundesligasaison als Zukunftshoffnungen betrachteten Lennart Hartmann und Sascha Bigalke sollen gar verkauft werden.
Dafür drängen mit Marvin Knoll, Alfredo Morales oder Marco Djuricin schon die nächsten jungen Wilden nach – “Herthas Jugend überholt sich selbst“.
Wunderkind auf Vereinssuche
Viele Spieler bleiben doch ewige Talente, wobei die hohen Erwartungen in jungen Jahren sicher auch eine Rolle spielen. Wie schwer der Sprung vom Talent oder gar Wunderkind zum Star oder auch nur Stammspieler in einem großen Team zeigt gerade auch wieder das Beispiel Freddy Adu.
Der US-Amerikaner mit ghanaischen Wurzeln, schoss als 13-jähriger Tore für U-17 der USA, gab mit 14 sein Erstliga-Debüt und hatte Angebote von Inter Mailand und Manchester United. Doch nachdem ihn dann später Benfica Lissabon holte, wurde Adu bald zu Belenenses Lissabon und Aris Saloniki abgeschoben. Jetzt hofft er, beim abstiegsgefährdeten FC Ingolstadt unterzukommen.
